Wenn sich das pessimistische Szenario von INFORM Climate Change bewahrheitet, sitzen bis 2050 mehr als 1,6 Milliarden Menschen auf dem sprichwörtlich Trockenen – darunter fast 20 Prozent der gesamten afrikanischen Bevölkerung. Ein Befund, der von einer Kooperation des Euro-Mediterranen Klimazentrums und dem Joint Research Centre der EU-Kommission stammt und deutlich macht: Dürren sind keine Randnotiz, sondern eine tickende Zeitbombe. Während Statistiken nüchterne Zahlen liefern, geht es in der Realität um verdorrte Felder, leere Wasserleitungen und Millionen Menschen, deren Lebensgrundlagen verschwinden.
Dürre: die am stärksten betroffenen drei Länder
Somalia, Namibia, Simbabwe sind die drei Länder, die aktuell am Abgrund der Wasserknappheit balancieren. Laut dem „INFORM Risk Index“ des Joint Research Centre der EU-Kommission zählen sie zu den Staaten, die weltweit am härtesten von Dürre bedroht sind. Mit Werten über 9 Punkten auf der Skala liegen sie im Spitzenfeld der Risiko-Kategorie „extrem“. Aber auch viele andere Regionen, vor allem in Afrika sowie der Irak und Afghanistan, reißen mit Werten über 6,9 die Warnschwelle. Zum Vergleich: Deutschland liegt mit einem Wert von 1,3 fast schon im Wellnessbereich.
Dürre: Die unterschätzte Naturkatastrophe
Dürren sind tückisch. Kein plötzlicher Knall, keine Schlagzeilen-Bilder von zerstörten Häusern – sie schleichen sich langsam in den Alltag, breiten sich über riesige Gebiete aus und können über Jahre anhalten. Genau deshalb sind sie so gefährlich. Und mit dem Klimawandel wird die Lage nicht besser, im Gegenteil: steigende Temperaturen lassen Böden schneller austrocknen, selbst wenn die Regenmengen gleichbleiben. Dazu kommen verschobene Niederschlagsmuster, die ganze Regionen aus dem Gleichgewicht bringen.
Forscher*innen weisen darauf hin, dass in den aktuellen Dürren nicht nur fehlender Regen das Problem ist, sondern vor allem die immer extremeren Temperaturen. Anders gesagt: Selbst wenn es regnet, verdunstet das Wasser oft schneller, als es versickern kann.
INFORM Risk – Bürokratie mit bitterem Beigeschmack
Der INFORM Risk Index klingt wie ein weiterer trockener EU-Report – dabei steckt echte Dramatik dahinter. Er kombiniert eine Reihe von Indikatoren und macht sichtbar, wie hoch das Risiko für humanitäre Krisen in einzelnen Ländern ist. Klingt nach Statistik-Nerds, ist aber ein wichtiges Werkzeug, um überhaupt begreifen zu können, wo die nächste Katastrophe mit Ansage passiert.
Und Europa?
Zwar schneidet Europa aktuell noch gut ab, aber wer glaubt, das Risiko sei hier gleich null, irrt. Schon die letzten Sommer haben gezeigt, wie schnell auch Mitteleuropa in Wassernot geraten kann. Sinkende Grundwasserspiegel, verdorrte Felder und Hitzerekorde sind keine fernen Szenarien mehr, sondern längst Realität.
Dürre: Kein Luxusproblem
Dürren sind kein exotisches Drama irgendwo weit weg, sondern ein globales Problem. Sie treffen zuerst die Ärmsten, aber am Ende zahlen alle den Preis – mit Hunger, Migration und geopolitischen Spannungen. Statt weiter Statistiken zu basteln, braucht es konkrete Strategien, um Wasser gerechter zu verteilen und den Klimawandel nicht weiter anzuheizen. Sonst sitzen irgendwann auch die vermeintlich sicheren Länder buchstäblich auf dem Trockenen.
Bilder © Statista