Alphamännchen – Männlichkeit zwischen Anal Plug und Absturz

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Die deutsche Comedy hat ein ganz eigenes Ökosystem. Wer Til Schweiger, Matthias Schweighöfer oder Elyas M’Barek kennt, weiß ungefähr, was ihn auch in der Netflix-Serie Alphamännchen erwartet. Viel Testosteron, wenig Tiefgang und der ewige Versuch, cool und gleichzeitig sensibel zu wirken. Alphamännchen, die neue Netflix-Serie, setzt genau hier an – und treibt das Ganze auf die Spitze.

Alphamännchen: Vier Typen, ein Desaster

Im Zentrum der neuen deutschen Netflix-Sensation: vier Männer, vier Karikaturen des modernen Mannseins. Da ist der einfühlsame Psychotherapeut, der seine Gefühle besser versteht als seine Klient*innen – aber eigentlich nicht wirklich. Der Nachtschicht-Hackler, der sexfaul geworden ist – kein Wunder bei zwei Kindern und einer Beziehung über 20 Jahre.

Dann hätten wir noch den Karriere-Gorilla, der sich selbst für das Zentrum des Universums hält und mit der neuen beruflichen Situation nicht klarkommt. Und natürlich der Beau, der glaubt, der sich eine Ehe wünscht, wie sie Mama und Papa haben.

Alle vier prallen auf die neue (vielleicht etwas feministischere) Welt – und scheitern herrlich daran. Natürlich ist dieser Feminismus ein Feminismus, wie sich ihn reaktionäre Männer so vorstellen, aber egal. Zwischen Sex-Positivity-Partys, Anal Plugs und Therapiegesprächen über Männlichkeit, taumeln unsere vier Helden durch eine Welt, in der ihre alten Regeln nicht mehr gelten. BAM!

Deutsche Netflix-Serie zwischen Fremdscham und Feingefühl

Das Erstaunliche an Alphamännchen ist jedoch: Diese Serie ist einerseits unfassbar platt. Andererseits aber auch erstaunlich treffsicher – in einem populärkulturellen male gaze Kontinuum natürlich. Wenn man genauer hinsieht, dann steckt, bei aller Derbheit, in Alphamännchen ein scharfer Kommentar über die Ratlosigkeit des modernen Mannes. Das Patriarchat ist (scheinbar) passé, aber keiner hat den Jungs gesagt, wie es jetzt weitergeht mit ihnen.

Die Gags kommen dabei im Sekundentakt, eher plump, manchmal clever, oft irgendwo dazwischen. Doch zwischen den stupiden Schenkelklopfern blitzt dann doch immer mal wieder eine gewisse Selbstironie auf, die der Serie guttut. Manchmal lacht man mit, manchmal über die Figuren – und manchmal über sich selbst.

Alphamännchen auf Netflix: Nichts Neues, aber erstaunlich effektiv

Natürlich: Hier wird das Rad nicht neu erfunden. Die Klischees sind altbekannt, die Figuren bleiben flach, die Dialoge wirken oft, als hätte ChatGPT sie nach einer Männerrunde im Irish Pub verfasst. Aber – und das ist der Punkt – die Serie weiß das. Sie will gar nicht tiefsinnig sein. Sie will unterhalten. Und das schafft sie erstaunlich gut. In diesem Sinne ist Alphamännchen so etwas wie das guilty pleasure der deutschen Netflix-Comedy: banal, überzogen, aber verdammt kurzweilig.

Schmerzhaft ehrlich, schamlos lustig

Wer deutsche Comedy hasst, wird Alphamännchen lieben – einfach, weil die Serie so offen mit ihren Schwächen spielt. Sie ist der feuchte Traum des Bierzelthumors und gleichzeitig eine Karikatur dessen, was sie darstellt. In diesem Sinne ist Netflix hier nichts Neues gelungen, das aber wird jedoch wiederum auch konsequent durchgezogen.

Wer auf sinnfreie Unterhaltung steht, bekommt hier exakt das, was die Verpackung verspricht: Männer am Rande des Nervenzusammenbruchs – und eine Netflix-Serie, die mit jedem schlechten Witz ein kleines bisschen Wahrheit über das Mannsein im Jahr 2025 erzählt.

Wer in etwas tieferen Gewässern schwimmen will, was Storytelling und Figurenentwicklung, aber auch filmische Ästhetik betrifft, dem sei die Netflix-Serie Wayward empfohlen.