Manchmal verrät uns der Himmel mehr über uns, als wir am Boden je erkennen würden. Wenn man sich nämlich anschaut, welche Flugrouten in Europa am beliebtesten sind, dann zeigt sich vor allem eines: Wir fliegen nicht sehr weit. Wäre also ein Umdenken des europäischen Bahnverkehrs eine Option für ein gutes Klima?
Rom – Madrid: Die neue Luftbrücke der Sehnsucht
Die meistbeflogene Route Europas ist keine nach Bali, nicht nach Dubai, nicht einmal auf eine griechische Insel mit türkisblauem Wasser. Nein, es ist Rom–Madrid, eine Achse der südlichen Sehnsucht mit über 1,3 Millionen verfügbaren Sitzplätzen, wie Statista herausgefunden hat. Italien trifft Spanien, Espresso trifft Tapas, Dolce Vita trifft Fiesta – das Herz Europas schlägt offenbar zwischen Pasta und Paella.
Spanien, das innere Zentrum Europas
Was wirklich erstaunt: Fünf der zehn meistbeflogenen Routen Europas starten oder enden in Spanien. Spanien scheint zu Europas innersten Reise-Zentrum geworden zu sein. Zwischen Madrid und Barcelona verdichtet sich die Luft – nicht wegen der Thermik, sondern wegen des kollektiven Fernwehs nach Sonne, Leichtigkeit und einem Lebensgefühl, das im Rest Europas zunehmend verloren geht. Wenn man diese Flugroute dahingehend interpretieren darf.
Und plötzlich Skandinavien
Überraschenderweise haben sich auch die kühlen Nordlichter in die Top Ten geflogen. Die Strecke Kopenhagen–Oslo landet auf Platz drei, Stockholm–Kopenhagen auf Platz zehn.
Die Verbindung Kopenhagen-Oslo wartet mit über 1,2 Millionen Sitzplätzen auf. Stockholm-Kopenhagen ist dabei auch recht beliebt.
London–New York: Der letzte große Mythos
Und dann gibt’s da noch die eine Ausnahme, die jedoch recht erwartbar ist: London–New York. Die alte transatlantische Brücke, immer noch ein Mythos, immer noch ein Versprechen. Und immer noch beliebt – trotz Trump, hoffen wir einmal und eben nicht deswegen.
Mit über 1,2 Millionen Sitzplätzen belegt die Route Platz fünf – und beweist, dass die Verbindung zwischen den westlichen Machtzentren nach wie vor die alte Faszination besitzt.
Europa im Dauerflugmodus: eine Erkenntnis
Was bleibt also, wenn man diese Zahlen liest? Europa fliegt extrem viel – und das vor allem sich selbst hinterher. Das eigentlich Erstaunliche an diesen Zahlen ist ja, wie nah wir uns beim Fliegen eigentlich sind. Man denkt immer, die großen Ströme gehen nach Thailand, Bali oder New York. Dabei heben die meisten Flieger einfach nur innerhalb Europas ab. Rom, Madrid, Kopenhagen, Oslo – das klingt nicht nach Fernweh, das klingt eher nach Wochenendtrip.
Und genau darin liegt die Erkenntnis: Wenn die Mehrheit der europäischen Flüge ohnehin nur ein paar hundert Kilometer zurücklegt, dann liegt hier ein riesiges Potenzial – oder besser gesagt: ein Zug, der noch nicht abgefahren ist.
Bahnverbindungen neu denken?
Bedeutet: Man könnte mit klügeren Verbindungen, besser koordinierten Bahnnetzen und attraktiven Nachtzügen einen echten Unterschied machen. Weniger Flugzeuge, weniger CO₂, weniger Jetlag – und dafür vielleicht wieder ein bisschen mehr Romantik auf der Schiene. Es ist ein schöner Gedanke: Europa verbindet sich nicht mehr nur über den Himmel, sondern endlich wieder über die Schienen.
Bilder © Statista