Kognitive Verzerrungen: 5 Denkfehler, mit denen unser Gehirn uns täglich austrickst

Ein stilisierter, popartartiger Totenkopf trägt eine Sonnenbrille und ist bunt gekleidet – mit einem türkisfarbenen Hemd, pinkem Shirt und einer leuchtend gelben Jacke. Vor einem pinken Hintergrund wirkt die Szene gleichzeitig cool und surreal. Die Darstellung erinnert an den Kontrast zwischen äußerem Selbstbild und innerer Realität – ein Sinnbild für kognitive Verzerrungen, bei denen unser Gehirn Informationen verzerrt wahrnimmt und sich dabei selbst täuscht. Das Skelett symbolisiert dabei nüchtern die menschliche Natur – entblößt, aber in bunte Illusionen gekleidet.

Unser Gehirn ist zwar ein Effizienz-Wunder, aber eben kein Wahrheitsdetektor. Es filtert, vereinfacht und interpretiert Informationen so, dass wir schneller Entscheidungen treffen können. Evolutionär war das überlebenswichtig. Doch im digitalen Zeitalter führt diese Effizienz oft zu kognitiven Verzerrungen, sogenannten cognitive biases, die unser Weltbild beeinflussen und uns anfällig für Desinformation machen.

Die ARTE-Wissensreihe „42“ stellt fünf besonders weitverbreitete Denkfehler vor und zeigt, dass wir uns auf unser Bauchgefühl besser nicht zu sehr verlassen sollten. Und warum die Denkfehler gerade in den Zeiten, in denen wir leben, besonders gefährlich sind.

1. Bestätigungsfehler (Confirmation Bias)

 

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Wir suchen unbewusst nach Informationen, die unsere Ansichten stützen, und blenden Widersprüche aus. Wer etwa glaubt, dass Elektroautos der Umwelt schaden, wird Studien hervorheben, die diese These bestätigen, und andere ignorieren. Besonders in sozialen Medien verstärkt dieser Effekt Echokammern und befeuert Polarisierung.

2. Wahrheitseffekt (Illusory Truth Effect)

 

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Wiederholung macht glaubwürdig. Je öfter wir eine Aussage hören, desto eher halten wir sie für wahr. Auch wenn wir es eigentlich besser wissen. Politische Schlagworte und Verschwörungserzählungen wirken durch bloße Wiederholung vertraut und damit auch glaubhafter. Dabei spielt ebenfalls die sogenannte Processing Fluency eine Rolle. Dabei geht es um Informationen, die sich leicht verarbeiten lassen und dadurch automatisch „wahrer“ wirken.

3. Above-Average-Effekt

 

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Wir überschätzen uns selbst! Ob als Autofahrer, im Job oder bei moralischem Urteilsvermögen. In einer US-Studie hielten sich 93 % der Befragten für überdurchschnittlich gute Fahrer. Was eigentlich statistisch unmöglich ist. Die resultierende Folge daraus: Wir unterschätzen Risiken und glauben, dass Fehler eher anderen passieren.

4. Kognitive Verzerrungen wie beim IKEA-Effekt

 

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Was wir selbst gebaut haben, erscheint uns wertvoller. Das Regal aus dem Möbelhaus wirkt besser, weil wir Mühe hineingesteckt haben. Selbst dann, wenn es schief steht. Psychologisch spricht man von Effort Justification. Dabei wird Aufwand mit Wert gleichgesetzt und Selbsterschaffenes emotional aufgeladen.

5. Bias Blind Spot: die Verzerrungsblindheit

Wir halten uns selbst für besonders objektiv und merken dabei nicht, dass genau das ein Denkfehler ist. In Studien glauben über 80 % der Menschen, weniger Vorurteile zu haben als der Durchschnitt. Dieses blinde Vertrauen in die eigene Urteilskraft macht uns besonders anfällig für Fehlschlüsse. Das Fatale daran ist, dass wir so selbst verhindern, unsere Sichtweise zu hinterfragen. Was uns schlussendlich als Propaganda-Opfer prädestiniert.

Und warum sind diese Denkfehler heute besonders gefährlich?

ARTE bringt es auf den Punkt: In einer Welt, in der ein US-Präsident trotz nachgewiesener Falschaussagen wiedergewählt werden kann und Verschwörungsmythen Faktenchecks überdauern, ist die Wahrheit unter Druck. Kognitive Verzerrungen sind der ideale Nährboden für Desinformation, weil sie unsere Wahrnehmung subtil steuern, ohne dass wir es merken.

Was kann ich gegen kognitive Verzerrungen tun?

Eine pauschale Immunisierung gibt es nicht. Aber es gibt Strategien, um bewusster mit der eigenen Wahrnehmung umzugehen. Eine zentrale Maßnahme ist es, aktiv nach Perspektiven zu suchen, die der eigenen Meinung widersprechen. Statt sich ausschließlich in vertrauten Meinungsräumen zu bewegen, lohnt es sich, gezielt andere Blickwinkel einzubeziehen. Selbst wenn diese unbequem erscheinen.

Ebenso hilfreich ist es, die eigene Mediennutzung zu hinterfragen und auf eine breite Vielfalt an Quellen zu achten. Denn nur wer unterschiedliche Informationsquellen nutzt, kann ein ausgewogeneres Bild gewinnen. Auch der Wiederholungseffekt sollte bewusst gemacht werden: Nur weil eine Aussage vertraut klingt, ist sie noch lange nicht wahr. Wiederholung erzeugt lediglich Vertrautheit, aber keine Fakten.

Ein weiterer Schritt zu mehr Klarheit ist es, andere Menschen gezielt um Feedback zu bitten. Außenstehende erkennen oft blinde Flecken, die man selbst nicht wahrnimmt. Schließlich ist die wichtigste Voraussetzung für kritisches Denken, die eigenen kognitiven Verzerrungen überhaupt erst einmal anzuerkennen. Denn wer sich für unfehlbar hält, ist besonders leicht zu täuschen. Und klug denken heißt auch, sich selbst zu misstrauen.