In einer Welt, die von Dauerkrisen geprägt ist – vom Krieg in der Ukraine über die Eskalation im Nahen Osten bis hin zu den politischen Beben in den USA – scheint es fast unerträglich, sich auch noch mit weiteren potenziellen Konfliktzonen auseinanderzusetzen. Und doch führt die Arte-Dokumentation über die Lage in Ostasien mit schonungsloser Klarheit vor Augen, wie gefährlich angespannt die Situation dort tatsächlich ist – und wie wenig Aufmerksamkeit diese Region im globalen Diskurs erhält. Ein sehenswerter Blick in eine Region, in der die Weltordnung auf Messers Schneide steht. Zugleich auch eine Mahnung, dass der Ostasienkonflikt ein Pulverfass ist.
Der Ostasienkonflikt
Die Doku „Allianz gegen China“ zeigt eindrücklich: Während der Westen in andere Richtungen schaut, braut sich in Ostasien ein geopolitischer Sturm zusammen. Die einst verfeindeten Staaten Japan und Südkorea rücken enger zusammen – angetrieben durch eine gemeinsame Sorge: Chinas wachsender Machtanspruch. Gemeinsam mit Taiwan formiert sich eine neue strategische Allianz, die – eng abgestimmt mit den USA – als Gegengewicht zur chinesischen Expansionspolitik entstehen soll.
Bedrohung durch China – und das Wiedererstarken alter Allianzen
China rüstet massiv auf und tritt gegenüber seinen Nachbarn zunehmend aggressiv auf. Die Gebietsansprüche im Südchinesischen Meer und die unverhohlene Drohkulisse gegenüber Taiwan machen deutlich: Das Reich der Mitte ist bereit, seine Interessen mit militärischen Mitteln durchzusetzen. Genau diese Bedrohung bringt ehemalige Kriegsgegner wie Japan und Südkorea zusammen – Länder, die noch vor wenigen Jahren tief zerstritten waren. Ihre Annäherung ist ebenso bemerkenswert wie beunruhigend. Denn sie geschieht nicht aus politischer Überzeugung, sondern aus sicherheitspolitischem Kalkül.
Die Doku fragt: Ist dieses Bündnis ein Garant für Stabilität? Oder schürt es erst recht die Eskalation in einer ohnehin explosiven Region?
Ostasienkonflikt: Einblicke in eine Region am Abgrund
Durch Reisen auf die südjapanischen Inseln, nach Südkorea und nach Taiwan sowie durch Gespräche mit Militärs, Expert*innen und Entscheidungsträger*innen beleuchtet der Film die komplexe Lage vor Ort. Dabei wird klar: Die militärische Zusammenarbeit mit den USA intensiviert sich, Rüstungsprogramme laufen auf Hochtouren, und der Kalte Krieg scheint in Ostasien längst wieder Realität.
Zugleich zeigt die Doku auch, wie eng das Schicksal dieser Region mit der globalen Wirtschaft verflochten ist. Ostasien ist nicht nur militärisch ein Pulverfass, sondern wirtschaftlich das Rückgrat der globalisierten Welt. Ein Krieg in dieser Region würde nicht nur regionales Leid bringen – er hätte weltweite Konsequenzen.
Unbedingt sehenswert – gerade weil es weh tut
Diese Arte-Dokumentation ist keine leichte Kost – und genau deshalb so wichtig. Sie ist unbequem, beunruhigend und bedrückend. Doch sie rückt eine Realität in den Fokus, die wir nicht länger ausblenden dürfen. Die Welt ist auf Krieg eingestellt – und Ostasien könnte zum nächsten Brandherd werden. Wer verstehen will, wo die globalen Bruchlinien verlaufen, sollte diese Doku nicht verpassen.
Titelbild © zibik via Unspalsh (Zugriff 24.06.2025)